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DOMRADIO.DE: In Ihrer Kirchengemeinde St. Mary's in Changamwe, einem Vorort von Mombasa in Kenia, gibt es das Projekt "One Church One Family", das Weihbischof Dominikus Schwaderlapp ins Leben gerufen hat. Welche Hilfe bietet das Projekt an?
Father David Kaluah (Priester aus Changamwe in Kenia, derzeit Promovend in Rom): "One Church One Family" ist aus der Zusammenarbeit mit Weihbischof Dominikus entstanden als er bei uns in Changamwe war. Er hat mit uns wie ein weiter Priester in der Pfarrei gearbeitet. Er hat an Treffen der Kleinen Christlichen Gemeinschaften teilgenommen, die Messe gelesen sowie die verschiedenen pastoralen Angebote für Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder mitgestaltet. Bei diesen vielfältigen Aktivitäten in der Seelsorge lernte der Weihbischof die großen Herausforderungen kennen, vor denen die Menschen in unserer Kirchengemeinde stehen – finanziell, spirituell und in anderen Aspekten des Lebens. Er hatte die Idee, dabei zu helfen, diese Not zu lindern.
DOMRADIO.DE: Wie sieht diese Hilfe konkret aus?
Kaluah: Wir haben mehrere Bereiche ausgemacht, in den Hilfe nötig ist. Es geht etwa um Schulgebühren für Familien, die diese nicht zahlen können. Oder um Hilfe bei dringenden Kosten für Gesundheit, Miete oder Essen. Aber auch um Hygieneprodukte, wie Binden, für Mädchen und Frauen. Das Projekt läuft immer noch sehr gut und ist eine große Hilfe.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet diese Hilfe für die Menschen vor Ort in Ihrer Heimat?
Kaluah: "One Church One Family" ist ein sehr nützliches Projekt und es war ein großes Geschenk, dass Bischof Dominikus es angestoßen hat. Es hilft den Menschen angesichts der vielfältigen Herausforderungen vor denen sie stehen wirklich sehr. Bischof Dominikus kam während der Corona-Zeit zu uns. Während dieser Zeit haben viele Menschen sehr gelitten, weil sie ihre Arbeit verloren haben und es viele Tote gab. Da hilft das Projekt bis heute sehr.
DOMRADIO.DE: Sie haben bereits die Kleinen Christlichen Gemeinschaften erwähnt, die es in der Kirche in Kenia gibt. Was zeichnet sie aus?
Kaluah: Die Kleinen Christlichen Gemeinschaften sind Teil der Identität der Kirche in Afrika und besonders in meiner kenianischen Heimatdiözese Mombasa. Früher hat man oft gesagt, dass die Familie die Hauskirche ist. In den Kleinen Christlichen Gemeinschaften kommen christliche Familien zusammen, um ihren Glauben als Kirche zu bezeugen. Sie sind angebunden an die jeweilige Pfarrei und werden von ihr betreut. Als ich meinen Dienst in Changamwe 2012 begonnen habe, hatten wir nur 13 solcher Gemeinschaften in der Pfarrei. Mit den Jahren ist diese Zahl auf 30 angewachsen.
Die Gemeinschaften müssen klein sein, damit sich ihre Mitglieder kennen. Es sollen Personen aus höchstens 15 unterschiedlichen Familien sein. So können sie gut zusammen beten, gegenseitig Hilfe anbieten und das Leben teilen. Sie treffen sich einmal pro Woche, hören das Wort Gottes und trösten sich bei den Schicksalsschlägen des Lebens. Jede Kleine Christliche Gemeinschaft gestaltet an einem Sonntag den Gottesdienst in der Pfarrei. Das ist sehr wichtig für sie und schafft eine Verbindung zur gesamten Kirchengemeinde.
DOMRADIO.DE: Wie sind diese kleinen Gemeinschaften organisiert?
Kaluah: In jeder Gemeinschaft gibt es eine Leitungsgruppe von neun Gläubigen. Jedenfalls machen wir es in der Pfarrei in Changamwe so, wo ich gearbeitet habe. Neben dem Vorsitzenden und einem Stellvertreter gibt es etwa einen Sekretär und einen Schatzmeister. Es gibt aber auch andere Dienste, wie Beauftragte für die Kinder- und Jugendarbeit oder die Liturgie. Die Ämter werden durch eine Wahl auf drei Jahre vergeben.

DOMRADIO.DE: Wie helfen die Kleinen Christlichen Gemeinschaften den Gläubigen dabei, im Glauben zu wachsen?
Kaluah: In der Vergangenheit wurde den Katholiken in meinem Heimatland Kenia vorgeworfen, das Wort Gottes nicht zu kennen. Die Schriftlesung ist das Kernelement der Kleinen Christlichen Gemeinschaften, denn es gibt allen die Gelegenheit, auf das Wort Gottes zu hören, es gemeinsam zu lesen und es auf das eigene Leben zu beziehen. Beim Bibelteilen sagen sich die Mitglieder der Gemeinschaft gegenseitig, welche Verse sie besonders angesprochen haben. Die Kleinen Christlichen Gemeinschaften befähigen die Christen dazu, ihren Glauben vollumfänglich und aktiv zu leben.
Das wäre sicher auch für die Kirche in anderen Ländern, etwa in Deutschland, eine Möglichkeit, den Glauben zu beleben. Man braucht nicht viel dafür und kann die Gemeinschaften sehr einfach ins Leben rufen. Katholische Gläubige, die in einer Nachbarschaft wohnen, können sich unkompliziert treffen. Der Ablauf der Treffen ist zudem immer gleich: Es gibt ein Gebet, dann wird das Wort Gottes gelesen, es folgen spontane Fürbitten und Ankündigungen. Das ist nicht besonders schwierig und es basiert alles auf dem katholischen Glauben und der Tradition der Kirche.
Das Interview führte Roland Müller.