DOMRADIO.DE: Als Stadionpfarrer der Hertha im Olympiastadion kennen Sie sich mit Fußball bestens aus. Stuttgart ist der große Favorit als Erstligist für den Pokalsieg oder wie sieht es mit dem Underdog Bielefeld aus?

Bernhard Felmberg (EKD-Militärbischof und Berliner Stadionpfarrer): Das ist der Reiz des DFB-Pokals, dass niederklassige Mannschaften auf einmal alle ärgern, die meinen, die Besseren zu sein. Dazu gehört der Teamgeist, der Einsatz des Mannschaftsspiels und von daher hat man immer Sympathien mit der Mannschaft, die probiert eine große Mannschaft zu ärgern. Vor vielen Jahren waren zum Beispiel mal die Hertha-Amateure im Finale, da sind wir an Leverkusen gescheitert.
Wir freuen uns, dass Arminia Bielefeld hier ist und am Samstag sicherlich auch in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche mit Fans vertreten ist. Jeder vom DFB und jeder Fußballfan kann sich nur freuen, dass am Ende des DFB-Pokals so ein Finale steht.
DOMRADIO.DE: Sie leiten den Gottesdienst am Samstagmittag zusammen mit dem katholischen Sportbischof Stefan Oster. Das Motto lautet: "Jetzt braucht's deinen Anstoß". Wie füllen Sie das Motto morgen mit Leben?
Felmberg: Ohne Anstoß im Fußball beginnt der Ball nicht zu rollen. Wenn der Anstoß alleine nur wäre und die Spieler nicht sofort reagieren, eine Mannschaft sind, kreativ das Spiel entwickeln, dann geht es nach hinten los. Von daher ist das ein guter Vergleich mit der Kirche.

Bei uns heißt es häufig, jemand soll mit einer Idee beginnen. Aber wenn die Idee da ist, sind die anderen nicht unbedingt bereit weiter zu spielen und ein Tor zu schießen. Sie schauen, ob er sich alleine abquält. Den Anstoß in einer Sache zu geben und dann ein Team zu haben, das miteinander erfolgreich zu spielen versucht, ist im Privat- oder Berufsleben oder im Sport immer die Voraussetzung.
Es ist eine Aufforderung an jeden von uns: Ich bin nicht nur Zuschauer im Spiel des Lebens oder im Spiel der Glaubens, sondern möchte selber teilnehmen, ich möchte Dinge anstoßen, ich möchte aktiv sein. Unsere Gesellschaft braucht in dieser Zeit diese aktiven Menschen und dazu laden wir ein.
DOMRADIO.DE: Der Gottesdienst ist nicht nur für die Kirchenvertreter und DFB-Funktionäre, sondern besonders für die Fans gedacht. Wie voll wird es denn werden?
Felmberg: Das ist je nach Mannschaft unterschiedlich. Ich hoffe, dass die Arminen viel zu beten haben, dass sie das schaffen und deswegen hoffe ich, dass die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche voll ist. Wir haben direkt die Fan-Zone um die Kirche.

DOMRADIO.DE: Fußball verbindet, auch wenn man unterschiedlichen Fanlagern angehört. Welche Bedeutung hat der Fußball, insbesondere so ein Pokalfinale?
Felmberg: Für die Menschen in Berlin ist das ein großes Fußballfest. Der Fußball verbindet Menschen unterschiedlicher Herkünfte, Milieus. Da sitzt der Universitätsprofessor neben dem ganz normalen Menschen, der einer Tätigkeit nachgeht, die mit Händen und Füßen gemacht wird. Das ist wunderbar. Von daher bleibt Fußball in Deutschland die Sportart Nummer eins.
Als Kirche begleiten wir seelsorglich Sportlerinnen und Sportler. Wir haben viele Christen, die auch in den Bundesligamannschaften Sport treiben. Von daher ist es wichtig, dass wir als Kirche zeigen, dass wir dieses Fußballfest mit begleiten, dass wir es mit guten Gedanken und mit dem Gebet mit gestalten, damit sich keiner verletzt und der Bessere siegen möge.
DOMRADIO.DE: Sollten die Fans für den Sieg ihrer Mannschaft beten? Das könnte den lieben Gott in eine schwierige Position bringen.
Felmberg: Ich finde, jeder darf dafür beten, dass es ihm gut geht und dass sich das im Leben umsetzt, was er sich wünscht. Ob der liebe Gott dann die einen oder anderen erhört, wird man am Ende sehen. Ich finde es immer wichtig zu sagen, dass man das, was einen im Leben wirklich umtreibt, vor Gott bringen sollte. Ob das unbedingt ein Endspiel sein muss, ist die Frage. Bei manchen schon, weil es um viel geht, da hängen viele Existenzen dran.
Wir im Berliner Olympiastadion feiern bei jedem Spiel von Hertha BSC eine ökumenische Andacht. Wir beten nie für die Siege von Herthe BSC, wünschen uns aber, dass die Spiele gut ausgehen.
Das Interview führte Carsten Döpp.