Vatikanexperte beleuchtet sportliche Aktivitäten der Päpste

Leo, der Fitte?

Leo XIV. gilt als sportlich. Doch welche Rolle spielt Bewegung im Alltag eines Kirchenoberhaupts? Der Vatikanexperte Ulrich Nersinger spricht über Reit-Ausflüge früherer Päpste und die Grenze zwischen Sport und Etikette im Vatikan.

Autor/in:
Carsten Döpp
Papst Leo XIV. begrüßt den Radrennfahrer Simon Yates, und die Radrennfahrer des internationalen Radrennen Giro d'Italia / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. begrüßt den Radrennfahrer Simon Yates, und die Radrennfahrer des internationalen Radrennen Giro d'Italia / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Es gibt einen Tennisplatz auf dem Gelände des Vatikans. Glauben Sie, dass Papst Leo XIV. auch weiterhin spielen wird?

Vatikanexperte Ulrich Nersinger (EWTN)
Vatikanexperte Ulrich Nersinger / ( EWTN )

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte): Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Papst dort spielen wird. Es gibt einen Tennisplatz im Vatikan – der liegt direkt an der Vatikanmauer. Der ist von außen durch Drohnen gut filmbar. Ich denke nicht, dass man den Papst dort, so exponiert und öffentlich, Tennis spielen lassen wird. Ich habe den Tennisplatz vor einiger Zeit auch mal gesehen – in welchem Zustand der jetzt ist, weiß ich allerdings nicht.

DOMRADIO.DE: Was wäre denn schlimm daran, wenn man den Papst im Tennis-Dress sehen würde?

Nersinger: Das wäre, so meine Vermutung, eine Sache, die mit der üblichen Etikette nicht vereinbar ist.

DOMRADIO.DE: Papst Leo XIV. ist ein sportlicher, offensichtlich fitter Papst. Wie haben sich denn seine Vorgänger fit gehalten?

Nersinger: Bis zum Jahr 1870, also bis zum Ende des alten Kirchenstaates, war der Hauptsport der Päpste das Reiten – vor allem in den Sommermonaten, wenn sie in die Sommerresidenz entflohen sind. Es gibt Berichte von langen Ritten der Päpste in Castel Gandolfo oder in der Umgebung der Albaner Berge. Die müssen sehr begeisterte Reiter gewesen sein.

Papst Johannes Paul II.

"Der Pool ist sicher wesentlich günstiger als ein neues Konklave."

DOMRADIO.DE: Was gab es sonst noch für sportliche Aktivitäten?

Nersinger: Papst Johannes Paul II. hat Skiausflüge in die Abruzzen und andere Skigebiete gemacht. Außerdem war er Schwimmer. Ihm hat man in Castel Gandolfo ein Schwimmbad errichtet. Das hat damals für viel Aufsehen gesorgt. Man hat sich gefragt, wie man das finanziell verantworten kann. Dazu hatte er eine kluge Antwort. Er sagte: "Der Pool ist sicher wesentlich günstiger als ein neues Konklave."

Papst Johannes Paul II. – 4.v.l. – fährt am 17. Juli 1984, Ski während eines zweitägigen Urlaubs auf dem 3550 Meter hohen Alpenberg Adamello in Italien. (KNA)
Papst Johannes Paul II. – 4.v.l. – fährt am 17. Juli 1984, Ski während eines zweitägigen Urlaubs auf dem 3550 Meter hohen Alpenberg Adamello in Italien. / ( KNA )

DOMRADIO.DE: Gibt es das Schwimmbad in Castel Gandolfo noch?

Nersinger: Theoretisch könnte auch Papst Leo XIV. das Schwimmbad nutzen. Man müsste einige Änderungen vornehmen und die verschiedenen Einrichtungen miteinander verbinden, die dort gegründet worden sind. Dann könnte der Papst das in den Sommermonaten gut nutzen – auch im Sinne der Bevölkerung von Castel Gandolfo, die sehr erfreut war, als der Papst vor Kurzem einen Kurzbesuch in der Sommerresidenz gemacht hat.

Ulrich Nersinger

"Ich glaube, er ist so erfahren, dass er nicht mal einen Personal Trainer braucht."

DOMRADIO.DE: Was hätte Papst Leo XIV. sonst noch für sportliche Alternativen? Man kann sich schwer vorstellen, dass er am Tiber entlangjoggt.

Nersinger: Nein, wir kennen ja die römischen Paparazzi. Rom ist ein Nest der Paparazzi. Man könnte im Apostolischen Palast einen Fitnessraum einrichten – das wäre eine sinnvolle Alternative. Ich glaube, er ist so erfahren, dass er nicht mal einen Personal-Trainer braucht.

DOMRADIO.DE: Leo XIV. ist jetzt einen Monat im Amt und leistet ein unfassbares Arbeitspensum. Halten Sie es für wichtig, dass er den Sport als Ausgleich hat?

Nersinger: Mir macht das momentane Arbeitspensum des Papstes etwas Angst. Das ist meiner Meinung nach etwas viel. Er braucht dann natürlich etwas, das ihn entspannt und ihm Ruhe und Kraft gibt. Eine sportliche Betätigung ist da sicher nicht verkehrt.

Das Interview führte Carsten Döpp.

Robert Francis Prevost (Papst Leo XIV.)

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Robert Francis Prevost gilt als ein Kardinal der Mitte. Obwohl US-Amerikaner ist der Ordensmann in Rom, der Kurie und der Weltkirche zu Hause. Zuletzt leitete der 69-Jährige die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war Prevost in den vergangenen zwei Jahren zuständig für einen Großteil der Bischofsernennungen weltweit.

Papst Leo XIV / ©  Andrew Medichini/AP (dpa)
Papst Leo XIV / © Andrew Medichini/AP ( dpa )
Quelle:
DR

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