DOMRADIO.DE: Es gibt einen Tennisplatz auf dem Gelände des Vatikans. Glauben Sie, dass Papst Leo XIV. auch weiterhin spielen wird?

Ulrich Nersinger (Vatikanexperte): Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der Papst dort spielen wird. Es gibt einen Tennisplatz im Vatikan – der liegt direkt an der Vatikanmauer. Der ist von außen durch Drohnen gut filmbar. Ich denke nicht, dass man den Papst dort, so exponiert und öffentlich, Tennis spielen lassen wird. Ich habe den Tennisplatz vor einiger Zeit auch mal gesehen – in welchem Zustand der jetzt ist, weiß ich allerdings nicht.
DOMRADIO.DE: Was wäre denn schlimm daran, wenn man den Papst im Tennis-Dress sehen würde?
Nersinger: Das wäre, so meine Vermutung, eine Sache, die mit der üblichen Etikette nicht vereinbar ist.
DOMRADIO.DE: Papst Leo XIV. ist ein sportlicher, offensichtlich fitter Papst. Wie haben sich denn seine Vorgänger fit gehalten?
Nersinger: Bis zum Jahr 1870, also bis zum Ende des alten Kirchenstaates, war der Hauptsport der Päpste das Reiten – vor allem in den Sommermonaten, wenn sie in die Sommerresidenz entflohen sind. Es gibt Berichte von langen Ritten der Päpste in Castel Gandolfo oder in der Umgebung der Albaner Berge. Die müssen sehr begeisterte Reiter gewesen sein.
DOMRADIO.DE: Was gab es sonst noch für sportliche Aktivitäten?
Nersinger: Papst Johannes Paul II. hat Skiausflüge in die Abruzzen und andere Skigebiete gemacht. Außerdem war er Schwimmer. Ihm hat man in Castel Gandolfo ein Schwimmbad errichtet. Das hat damals für viel Aufsehen gesorgt. Man hat sich gefragt, wie man das finanziell verantworten kann. Dazu hatte er eine kluge Antwort. Er sagte: "Der Pool ist sicher wesentlich günstiger als ein neues Konklave."

DOMRADIO.DE: Gibt es das Schwimmbad in Castel Gandolfo noch?
Nersinger: Theoretisch könnte auch Papst Leo XIV. das Schwimmbad nutzen. Man müsste einige Änderungen vornehmen und die verschiedenen Einrichtungen miteinander verbinden, die dort gegründet worden sind. Dann könnte der Papst das in den Sommermonaten gut nutzen – auch im Sinne der Bevölkerung von Castel Gandolfo, die sehr erfreut war, als der Papst vor Kurzem einen Kurzbesuch in der Sommerresidenz gemacht hat.
DOMRADIO.DE: Was hätte Papst Leo XIV. sonst noch für sportliche Alternativen? Man kann sich schwer vorstellen, dass er am Tiber entlangjoggt.
Nersinger: Nein, wir kennen ja die römischen Paparazzi. Rom ist ein Nest der Paparazzi. Man könnte im Apostolischen Palast einen Fitnessraum einrichten – das wäre eine sinnvolle Alternative. Ich glaube, er ist so erfahren, dass er nicht mal einen Personal-Trainer braucht.
DOMRADIO.DE: Leo XIV. ist jetzt einen Monat im Amt und leistet ein unfassbares Arbeitspensum. Halten Sie es für wichtig, dass er den Sport als Ausgleich hat?
Nersinger: Mir macht das momentane Arbeitspensum des Papstes etwas Angst. Das ist meiner Meinung nach etwas viel. Er braucht dann natürlich etwas, das ihn entspannt und ihm Ruhe und Kraft gibt. Eine sportliche Betätigung ist da sicher nicht verkehrt.
Das Interview führte Carsten Döpp.